Vielfalt als Schöpfungsprinzip
Das Prinzip der Vielfalt ist uns aus der Biologie wohlbekannt. Vielfalt erhöht die Anpassungsfähigkeit biologischer Systeme an sich wandelnde Einflussfaktoren. Das am besten angepasste System entwickelt sich weiter. Was nicht ausreichend wandlungsfähig ist, bleibt auf der Strecke. In diesem hochdynamischen Prozess ist die Welt immer komplexer und differenzierter geworden. So entwickelt sich Leben. Und so haben wir uns entwickelt. Komplex, differenziert und in der Lage, diesem sich entwickelnden Leben den eigenen Stempel aufzudrücken. Wir greifen in einen sich ständig neu ausbalancierenden Prozess ein und sehen uns mit komplexen und weitreichenden Folgen unseres Eingreifens konfrontiert. Die Entwicklung des Klimas ist nur ein Beispiel dafür. Auch wir sind Teil eines Entwicklungsprozesses, der sich aus und in einer wundervollen Vielfalt entfaltet. Doch welchen Auslesekriterien sind wir unterworfen? Wer bezahlt den Preis? Wer bestimmt, was auf der Strecke bleibt? Und wohin soll die Entwicklung gehen? Liegt das in unserer Hand? Schnell wird aus Vielfalt Konkurrenz und letztlich Überlebenskampf. Die Überlebens-Konzepte sind vielfältig: Nationen sollen wieder „great“ werden, Wachstum um jeden Preis, Abschottung, Fundamentalismus, Radikalität jeder Couleur, auch multikulturelle Beliebigkeit oder pure Wissenschaftsgläubigkeit gehören dazu. Aber es gibt auch ein zunehmendes Umweltbewusstsein, Bemühungen um Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit, Menschenwürde, friedliches Miteinander der Völker und vieles mehr. Wer hat das richtige Konzept und wohin führt es uns? Sind wir überhaupt in der Lage, angemessen auf die Probleme zu reagieren, die wir uns selbst eingebrockt haben? Wer an die Klimadiskussion denkt, kann da Zweifel bekommen. Um überhaupt handlungsfähig zu werden, filtern wir in einem unbewussten Prozess ständig Wahrnehmung und Information nach vermeintlicher Relevanz. Dabei filtern wir das Meiste unbewusst heraus. Wie können wir so der Komplexität gerecht werden, die uns begegnet? Leben entfaltet sich in einer Komplexität, die unser rationales Fassungsvermögen übersteigt. Es entfaltet sich mit einer schöpferischen Kraft, die alle Vielfalt im Fluss des Lebens in einer alles übersteigenden Verbundenheit und Einheit formt. Nicht wir sind der Maßstab, sondern Teil eines gewaltigen Schöpfungsprozesses, dem wir uns staunend und mit einer gewissen Demut anvertrauen dürfen. Wie weit wir diesen Gesetzen des Lebens gerecht werden, wird unsere Zukunft bestimmen.